Ich hätte nie gedacht, dass ein altes, leerstehendes Gebäude eine so unglaubliche Anziehungskraft ausüben kann. Es war ein tolles Geburtstagsgeschenk! Ich durfte mit einer kleinen Gruppe fotoverrückter Menschen 4 Stunden durch das Whitney-Houston-House der Heilstätten Beelitz geistern und willenlos fotografieren. Es war ein warmer sonniger 1. November, ein lauwarmer Wind hauchte durch das goldgelb gefärbte Laub der Bäume. Doch im Innern des Gebäudes war es kalt und feucht……Es war anfangs ziemlich unheimlich.
Aber ich möchte vorab einen kurzen Einblick in die Geschichte geben.
Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz-Heilstätten bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Es ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von 60 Gebäuden auf einer Gesamtfläche von ca. 200 ha. Die Bereiche und ihre zugehörigen Gebäude waren getrennt nach Geschlechtern. Beelitz war eine autarke Einrichtung mit beispielsweise eigenem Heizkraftwerk, eigener Viehzucht und Landwirtschaft. Im ersten und zweiten Weltkrieg dienten die Heilstätten als Lazarett und Sanatorium für verwundete und kranke Soldaten. Am Ende des zweiten Weltkriegs wurden die teils stark beschädigten Heilstätten von der Roten Armee übernommen und dienten als Militärkrankenhaus. Seit etwa 1994 stehen die Gebäude leer. Einige wurden inzwischen saniert. Es entstanden beispielsweise eine neurologische Rehabilitationsklinik, ein Parkinson-Fachkrankenhaus sowie eine Rehabilitationsklinik für Kinder. Als Folge der Insolvenz der Eigentümergesellschaft im Jahr 2001 ist die weitere Neunutzung des übrigen Geländes inzwischen ins Stocken geraten. Auch die Sanierung der Denkmalsubstanz wurde weitgehend eingestellt. Ein großer Teil der sehenswerten Anlage verfällt inzwischen und ist vom Vandalismus stark beschädigt.
Es gibt auch etwas gruselige Erzählungen…….1991 geschah 800 Meter von den Heilstätten entfernt ein grausamer Doppelmord. Die 34-jährige Ehefrau eines russischen Arztes der Klinik, wurde gemeinsam mit ihrem drei Monate alten Baby, von dem auch als <i>Rosa Riese</i> bekannt gewordenen Serienmörder Wolfgang Schmidt ermordet. 2008 ermordete ein Fotograf, der die Heilstätten als Hintergrundkulisse nutzte, ein Fotomodell, das er im Internet kennengelernt hatte und verging sich ebenfalls an der Toten.
Dies waren jedoch nicht meine Beweggründe, mir diesen Ort einmal genauer anzuschauen. Vielmehr ist es der Reiz, etwas zu sehen, was einmal war aber nicht mehr so ist. Verständlich? Die Gebäude sind wunderschön und haben eine außergewöhnliche Architektur. Beispielsweise haben alle Zimmer runde Ecken, damit man sie besser putzen könnte, was bei Tuberkulose äußerst wichtig war. Auf der Südseite waren wunderschöne prachtvolle Sonnenterrassen, auf denen sich die Patienten ausruhen konnten. Auch liegen die Heilstätten mitten im Wald. Die gesunde Waldluft wurde tatsächlich mit riesigen Saugern, getarnt als kleine Häuschen, eingesaugt und in die Zimmer gepustet. Gesunde Luft, Ruhe und gutes Essen sollte die Patienten wieder zu Kräften kommen lassen.